Pankow, Berliner Straße 27. Bioskop

Vor einem Supermarkt, an der Haltestelle der Tramlinien M1 und 50 in der Berliner Straße in Pankow, ist ein ein großes Mosaik auf dem Boden zu erkennen. Kaum einer der Passanten auf der belebten Einkaufsstraße schenkt dem größere Beachtung. Die Jahreszahlen 1895 und 1995 und das Wort Bioskop sind dort zu sehen. 

Doch es ist es ganz besonderer Platz: Hier wurden die ersten Filme der Weltgeschichte gezeigt, es war die Geburtsstunde des Kinos.

Die Brüder Max und Emil Skladanowsky zeigten im Juli 1895 dem Gastwirt Sello ihre Sensation, die ersten Filmsequenzen. Emil hebt das Bein und wirbelt mit seinem Hut.

 

Sello kennt Max und Emil schon lange. Sein Biergarten „Das Feldschlösschen“ ist ein beliebter Treffpunkt in Pankow. Er ist begeistert und will diese Attraktion in seiner Gaststätte zeigen. Seine Gäste sind die ersten begeisterten Zuschauer dieser Filme. Der Wirt stellt den Brüdern die Kellerräume für die Entwicklung ihrer Filme zur Verfügung. Aus dem Ballsaal des Feldschlösschens wurde später das Kino „Tivoli“.

 

Den Apparat, mit dem sie die Filme vorführen, nennen die Brüder Skladanowsky in der Patentschrift „Vorrichtung zum intermittierenden Vorwärtsbewegen des Bildbandes für photographische Serien“ oder einfacher „Bioskop“. m ehemaligen Jugoslawien und in den Niederlanden hat sich das Wort Bioskop für Kino durchgesetzt.

 

Schnell spricht sich die Sensation aus Pankow bis nach Berlin herum.

 

In Berlin gab es bereits eine Vergnügungsindustrie mit großen Theatern, Revuen, Varités und Cabarets. Zu den beliebtesten gehörte der Berliner Wintergarten. Schon im November 1895 werden die Brüder mit ihrer „interessantesten Erfindung der Neuzeit“ im Wintergarten beworben.

 

Die Filme waren nun etwas länger. Viele Künstler wie Schauspieler, Tänzer und Artisten haben sich von den beiden filmen lassen um so bekannter zu werden und ein Engagement der Unterhaltungsindustrie zu ergattern. Zu den beliebtesten Filmen gehörte das „Boxende Kängeruh“

Quelle: Wikimedia.org

 

Die Begeisterung für Bioskop löste eine Entwicklung zur Verbesserung der Filmtechnik aus. Schon Ende Dezember 1895 stellen die französischen Brüder Lumiere ihr „Kinétoscope de projection“ in öffentlich Paris vor. Ihre Technik wird sich später durchsetzen. Trotzdem gelten die Brüder Lumiere und Skladanowsky als die Pioniere des Films.

 

Das „Tivoli“ wurde trotz seiner Geschichte 1994 abgerissen. Nur das Mosaik auf dem Gehweg erinnert daran.

 

Foto: Katrin Raetz

Mehr zur Mediengeschichte Berlins gib es auf meiner Medientour zu sehen.